„Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch.“ (Joh 14,27)
Wir, die Mitglieder des Arbeitskreises, sind über die aktuellen Ereignisse in der Ukraine und das damit verbundene Leid unserer Mitmenschen zutiefst erschüttert. Viele sind durch diesen Krieg wegen ihrer persönlichen Verbindungen in und mit der Ukraine unmittelbar betroffen. Unsere Anteilnahme und Solidarität gilt allen Menschen in der Ukraine, die den zerstörerischen Folgen des Krieges unterliegen oder vor diesen ins Ausland fliehen, auch zu uns nach Deutschland, Österreich und in die Schweiz.
Wir sind der festen Überzeugung, dass die Verursachung von Leid und Zerstörung theologisch nicht zu rechtfertigen ist und nicht im Zeichen des Evangeliums steht. Als orthodoxe Theologinnen und Theologen nehmen wir mit Entsetzen wahr, wie unser Glaube und das Wort Christi missbraucht und zu Propagandazwecken instrumentalisiert werden können. Die Freiheit des Denkens und die Freiheit des Wortes sind ein hohes Gut, das bei einem verantwortungsvollen Umgang im Dienst christlicher Liebe stehen und zum friedensförderlichen Dialog führen kann.
Aussagen von kirchlichen Verantwortungsträgern, die sich nicht von der Kriegspolitik der russischen Regierung distanzieren und auf diese Weise politische Ideologien stützen, lehnen wir entschieden ab. Wir machen uns die unmissverständliche Verurteilung des Krieges seitens vieler orthodoxer kirchlicher Vorsteher, Bischöfe, Priester und Laien weltweit zu eigen. Wir hoffen, dass ihre klaren und mahnenden Worte das Licht der Wahrheit und die Nächstenliebe in den Herzen aller orthodoxen Gläubigen nähren.
Als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler möchten wir unsere Verbundenheit mit den Kolleginnen und Kollegen aus der Ukraine zum Ausdruck bringen. Wir nehmen mit großer Sorge wahr, wie die fruchtbare Zusammenarbeit mit ihnen sowie mit Kolleginnen und Kollegen aus Russland aufgrund von kriegerischer Zerstörung und ihren Folgen sowie Unterdrückung unvermittelt unterbrochen wurde. Mit dem Ausfall der Kommunikation und des Austausches geht ein wichtiger friedensstiftender Beitrag verloren.
Wir folgen dem Ruf unserer Kirche zum Gebet und bitten inständig, dass uns der Friede Christi zuteilwird (Joh 14,27) und das Leid der Menschen in der Ukraine sowie der Menschen auf der Flucht bald ein Ende nimmt.
(Der Arbeitskreis orthodoxer Theologinnen und Theologen im deutschsprachigen Raum ist ein Zusammenschluss deutschsprachiger orthodoxer Theologinnen und Theologen, die in Deutschland, Österreich und der Schweiz akademisch tätig sind. Der Arbeitskreis wurde 2020 gegründet und seine Mitglieder gehören verschiedenen orthodoxen Diözesen in diesen drei Ländern an.)